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        Henry van de Velde, 1905
   
 
        Van de Velde im Studio, 1907
   
             www.henry-van-de-velde.com
   
   
   
 
Henry van de Velde - Leben und Schaffen
 
Die Sensation wurde immer größer. Die Möbel aus Bloemenwerf sind im Salon "La Libre Esthetique" im Jahr 1896 in Paris als Nachfolger von "Les XX" ausgestellt worden und, wo Siegfried Bing die Ausstellung "L’art nouveau" nach dem Beispiel von "La maison d’art" aus Brüssel 1894 plante. Das Projekt der ersten Ausstellung von S. Bing kehrte den organisierten Ständen den Rücken. Die Kunstwerke sollten in verschiedenen Räumlichkeiten gezeigt werden, um ihre Vorteile hervorzuheben. Im Jahre 1895 schlug S. Bing Henry van de Velde Möblierung von vier Zimmern in seiner neuen Wohnung in Paris: eines Speisezimmers, eines Raucherzimmers, das mit Holz aus dem Kongo getäfelt sein sollte, eines Arbeitszimmers in Zitronenholz und eines Rundzimmers, das im Stil an die Wanddekorationen anknüpfen sollte. Die Ausstellung rief einen Skandal hervor und wurde scharf kritisiert. Henry van de Velde und die anderen Aussteller haben mit dem überall vorhandenen französischen Stil abgebrochen. In seinem Stammbuch kommentiert Edmont de Goncourt die Arbeiten von van de Velde mit den bitteren Worten: "So sollen in der Zukunft die französischen Möbel aussehen? Nein, zweifach nein."

Die Projekte wurden bekannt. Die Information darüber kam sogar nach Deutschland. Die Dresdner, die nach Paris kamen, um neue Ideen für die "Dresdner Kunstgewerbeausstellung" 1897 zu suchen, entschieden sich auch für den Besuch von "L’Art Nouveau" in Paris. Sie haben van de Velde sofort nach Dresden mit den vier Zimmerprojekten von S. Bing und mit einem neuen Projekt "Ruheraum" eingeladen. Im Gegensatz zu der Pariser Ausstellung wurde die deutsche Ausstellung des Henry van de Velde mit großem Enthusiasmus empfangen.

 
  Tropon Poster, 1898
Dresden 1897, das war der Anfang der Kariere von Henry van de Velde in Deutschland, und zwar in jeder Hinsicht, sowohl was die Menge, als auch die Qualität der Arbeiten betraf. Zu den ersten Auftraggebern gehörten Julius Meier Graefe (Kunstkritiker, Verleger der Magazine "Dekorative Kunst" (1897) und "L’art decoratif" (1898), Harry Graf Kessler und Baron Eberhard von Bodenhausen. Es waren große Kunstliebhaber und miteinander befreundete Redaktionskollegen der Zeitschrift "PAN". Dank diesen Mäzenen konnte van de Velde seine Ideen in ihren Kunstmagazinen vorstellen. Im Jahre 1897 veröffentlichte er seinen kontroversen Artikel unter dem Titel: "Entwurf und Bau moderner Möbel". Die erste Nummer von "L’art decoratif" im Oktober 1898 war ausschließlich seiner Arbeit gewidmet. E. von Bodenhausen und H. Kessler waren seine ersten Sponsoren in Deutschland. Im Auftrag von E. von Bodenhausen sollte van de Velde Werbematerial für seine Firma "Tropon" und ein Möbelprojekt vorbereiten. H. Kessler bestellte sich neue Möbel für sein Zuhause in Berlin. Meier Graefe hat bei ihm das Projekt der Innenausstattung seines "La Maison Moderne" in Paris beantragt. Dank den Bemühungen von E. von Bodenhausen ist eine Gesellschaft "Société van de Velde" in Ixelles in Brüssel gegründet worden. Dort konnten die Möbelentwürfe von van de Velde produziert werden. Da die Zahl der Bestellungen (einschließlich der Ladenprojekte für die Berliner Firma "Haben" und Arbeiten für das Folkwang Museum in Hagen ) ständig wuchs, hatten die Werkstätten in Ixelles Probleme mit Organisation und Finanzierung (Transport, Zollabfertigung). Im Winter 1900/ 01 zog die Firma nach Berlin um. Im Oktober 1900 ging auch die Familie van de Velde nach Deutschland.

In dieser Zeit schuf van de Velde neue Stoffmuster für die Seidenfabrik in Krefeld, die in starker Konkurrenz mit der Fabrik in Lyon stand. Die Firmenbesitzer hatten vor, einen neuen ästhetischen Stil vorzuschlagen, um einen Teil des Marktes zu übernehmen. In Berlin beobachtete van de Velde einen großen Kontrast zwischen der alltäglichen Kunst und den dynamischen Trends in den angewandten Künsten, der Literatur und in der Musik. Henry van de Velde war enttäuscht über das mangelnde Interesse der Industrie und über seine Zusammenarbeit mit der Möbelfirma Hirschwald. In seiner Berliner Zeit bewirkte er eine seiner wichtigsten Arbeiten: Änderungen im Folkwang Museum in Hagen (1900-1902). Zuerst sollte sich van de Velde im Auftrag von Karl Ernst Osthaus nur mit Grundarbeiten befassen, jedoch dank seinen Bemühungen wurde das ganze Bauwerk plastischer (gewann eine neue Linie). So schrieb er über diese Arbeit: "Ich habe versucht neue Linien, die zu den Metallkonstruktionen und zu den waagerechten Elementen des Bauwerkes passen würden, zu zeichnen. Ich das Problem, das aus der Natur bekannt ist, gelöst: wie soll das Gerüst mit den Körperteilen verbunden werden. Die Aufgabe, das Metallgerüst auszufüllen, schien ganz natürlich zu sein." Seit 1896 verzichtete man allmählich auf den so sparsamen Stil (der erste Auftrag von S. Bing), den wir von den Erstarbeiten kennen (Bloemenwerf). Es wurden immer mehr Elemente aus Luxusstoffen gefertigt. Die sinusartig geschwungenen Linien wurden zu Ausdrucksträgern seiner Arbeiten.

Die Struktur und Ausfertigung jedes Möbelstücks wurde komplex und einmalig. Die geschwungenen Linien geben dem Objekt eine Kohärenz, indem sie das Ganze zusammen binden. Die Verzierungen dienen nicht nur der Dekoration, sie haben ihre Funktion, sie wirken im Raum. In seinen früheren Arbeiten verzichtete van de Velde oft auf das Dekorative, oder es wurde nur sehr selten verwendet. Reine Möbelform, die Konstruktionselemente wurden dagegen betont. In den Jahren 1897 - 1905 handelte er nach dem Prinzip, das die Grundelemente einer Konstruktion betont: ein Schreibtisch dient wie jeder Tisch zur Arbeit, alle Tischelemente sollten der Funktion und nichts anderem unterordnet werden. Das Gleiche betrifft die Stühle und die Sessel, bei denen die bequemen Lehnen uns zum Sitzen und Ausruhen anlocken. Die Möbel aus dieser Zeit laden uns zu ihrem Gebrauch ein, sie verbinden Expression und Funktionalismus. Die Proportionen zwischen der Konstruktion und den Verzierungselementen sind ausgewogen, man soll jedoch anmerken, dass die Sorge um die Form wichtiger ist als der dekorative Endeffekt.

Im Jahre 1901 wurde Henry van de Velde von dem Großherzog Wilhelm Ernst nach Weimar (Herzogtum Sachsen-Weimar) eingeladen. In dieser Zeit litt die Industrie des Herzogtums unter ökonomischen Schwierigkeiten und konnte mit der scharfen Konkurrenz der anderen deutschen Staaten nicht Schritt halten. Dank seinen neuen Ideen sollte das Handwerk gerettet werden. Van de Velde hat die neuen Entwürfe für die Burgel-Keramik, die Korbwaren, darunter Möbel, im Dorf Tannroda und für die Rohrfabrik in Ruhla geschaffen. Er führte auch das "Kunstgewerbliches Seminar" für die künftigen Künstler und Handwerker. Er sammelte Künstler um sich, Handwerker und Industrielle. "Es ist mir gelungen dies noch sechs Jahre vor der Gründung des Deutschen Werkbundes und zwanzig Jahre vor dem Bauhaus zu erreichen" sagte van de Velde.

Die Weimarer Zeit brachte dem Künstler nicht nur Erfolge, sondern auch scharfe Kritik, oder sogar völlige Ablehnung. Kaiser Wilhelm II sagte den Besuch des Zimmers mit der Ausstattung von Henry van de Velde während der "Düsseldorfer Industrieausstellung" ab. Die dort präsentierte Innenausstattung (als Prototyp für das in Weimar geplante Museum) wurde in der Presse scharf kritisiert. Sein Projekt zum Bau eines Theaters für Louis Dumont wurde von dem Hoftheater in Weimar abgelehnt. Seine Projekte für das "Theatre des Champs Elysees" (1910) wurden auch nicht realisiert, obwohl sie teilweise von dem französischen Architekten Perret berücksichtigt wurden. Mehr Glück hatten seine Bauwerke: Villa Esche in Chemnitz (1902), Villa Leuring in Schevingen (Holland 1902), sein eigenes Zuhause "Hohe Pappeln" in Ehringsdorf (Weimar 1902), Kunstschule (1904) und Kunstgewerbeschule (1906/7).

Sein bestes Werk war "Hohenhof", entworfen und gebaut im Auftrag von K. E. Osthaus in der Vorstadt von Hagen. Henry van de Velde gab der Villa den Eindruck eines geordnetes Raumes. Die Harmonie mit der baumreichen Umgebung ist dank der abgerundeten Kanten, der Anwendung des Natursteines und der abgestuften Dachform erreicht worden. K. E. Osthaus schrieb später über das Projekt: "Wie es hier deutlich zu erkennen ist, stützt van de Velde seine Ideen der plastischen Modellierung des menschlichen Körpers und nicht nach dem Prinzip der Raumbrechung. Dies erklärt seine Vorliebe für die griechische und Abneigung gegen die Renaissance-Kunst. "Hohenhof" ist ein Beweis für seine Proben, über die Kubusformen zu herrschen. Es ist besonders an den abgerundeten Ecken im oberen Stockwerk der östlichen Fassade, in Wölbungen der Erkerfenster des Badezimmers und in der Dachform zu sehen. Selbst der Schornsteinentwurf bestätigt seinen Sinn für die weiche Linie. Kein einziger von seinen Gärten und Höfen zeigt die Neigung zum Ordnen des Raumes. Die Belebung wird nicht nur durch die dosierte Spannung zwischen dem Kubus und dem Raum, sondern auch mit der dynamischen Expression des Kubus gesucht".

Nach den nicht gelungenen Erfahrungen mit den Theater für Louis Dumont und mit dem Pariser Theater "Champs Elysees" ist es jedoch zur Realisierung eines neuen Theaters von van de Velde gekommen. Er hat am Rheinufer in Köln ein Theater für den deutschen Werkbund entworfen. Zuerst konnte van de Velde wegen fehlender deutscher Staatsbürgerschaft den Entwurf nicht zustande bringen. Jedoch im Februar 1914 hat er dank der Fürsprache des Oberbürgermeisters von Köln Konrad Adenauer den Auftrag bekommen. Fünf Jahre später wurde das Theater eröffnet. Seine Fassade hatte eine außergewöhnliche abgerundete Form. Die technischen Lösungen waren sensationell: das Foyer eines Amfitheaters, abgetrenntes Proszenium, abgerundete Hinterwand und eine dreiteilige Szene erregten großes Aufsehen.

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