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Henry van de Velde - Stube befindet sich im Verwaltungsgebäude des Altersheimes
   
 
Das Sanatorium in Trzebiechów (Trebschen) - Das Neuentdeckte werk von Henry van de Velde - Aufgaben für Die Denkmalpflegee
 
In Trebschen wurde 1902 – 1904 auf Initiative der Prinzessin Marie Alexandrin von Reuss auf einer 2,5 ha Fläche in der Nähe des Palastes an der südlichen Seite ein Sanatorium erbaut. Die Bauarbeiten hat der Ortsarzt Dr. O. Müller geleitet. Der Architekt aus Zwickau Max Schöndler hat das Bauprojekt entworfen. Der Entwurf für die Innenausstattung stammt von dem von der Prinzessin dafür gewonnenen Henry van de Velde.

In seiner Autobiographie "Geschichte meines Lebens" erwähnt er jedoch Trebschen nicht. Daher blieben die Ausstattungselemente des Sanatoriums "Türen, Treppenanlagen, Glaseinsätze, Möbel, Wandverkleidung, Kamin, Fußbodenbeläge, Parkettfußböden, und Farbzusammenstellung in den Räumen den Forschern bis jetzt unbekannt".

Henry van de Velde ist 1902 nach Weimar gekommen, dort wurde er als künstlerischer Berater am Hof engagiert. Dank seiner Initiative ist in Weimar die Kunstgewerbeschule entstanden, die später die Kunstbewegung - Bauhaus initiierte.

Die Tatsache, dass die Prinzessin von Reuss, die damalige Besitzerin von Trebschen dem Weimarer Großherzoghaus entstammte, spielte eine entscheidende Rolle dafür, dass dem künstlerischen Berater des Weimarer Hofes der Auftrag für die Inneneinrichtung und Ausgestaltung des Sanatoriums gegeben wurde.

Leider wurde das von der Familie Reuss gebaute Sanatorium, das ziemlich exklusiven Charakter hatte, nach kurzer Zeit wegen Geldmangel geschlossen. Der ganze Baukomplex wurde für eine Schule mit Internat bestimmt. Nach dem ersten Weltkrieg, als die Zahl der Lungenkranken gestiegen ist, hat man sich die Idee des Luftkurorts wieder aufs Neue überlegt.

Im Jahre 1920 hat die Kreisverwaltung Świebodzin den ganzen Baukomplex übernommen und wieder ein Sanatorium für Lungenkranke errichtet. Damit wurde der letzte Wille des im Jahre 1885 verstorbenen Herman Vollmar, dessen ganze Familie an Tuberkulose gestorben war, erfüllt. Sein ganzes Gut in Form der Vollmarstiftung wurde für den Kampf gegen die Tuberkulose bestimmt. So wurden die Mittel für die Inbetriebnahme des Sanatoriums gewonnen. 1922 ist die Prinzessin Marie Alexandrin von Reuss gestorben. Noch vor dem zweiten Weltkrieg hat die Reussfamilie ihr ganzes Gut verloren. 1943 übernahm das Vermögen die Familie Bentheim-Tecklenburg.

Nach dem zweiten Weltkrieg ging es in die Hände des polnischen Staates über. Bis 1965 gab es hier ein Sanatorium für Lungenkranke. Danach funktionierte hier die Abteilung für Nervenkranke und Genesende des Wojewodschaftskrankenhauses mit dem Sitz in Zielona Góra. Seit 1974 gibt es hier ein Altersheim.

Der ganze Baukomplex des Sanatoriums in Trzebiechów mit der Innenausstattung und - einrichtung und mit der Gartenanlage unterliegt dem Rechtsschutz und ist in das Denkmalschutzregister eingetragen worden. Dabei sind die historischen Grenzen des in einer Grünanlage gelegenen Baukomplexes beibehalten. Die einzelnen Bauten sind nur mit kleinen Änderungen original geblieben und an die neue Funktion angepasst:
  • das ehemalige Kegelbahngebäude wird jetzt als Leichenhaus gebraucht
  • das sogenannte Doktorhaus, ein Arbeits- und Wohnhaus für den leitenden Arzt des Sanatoriums konzipiert, übt die alte Funktion weiter aus: es gibt im Erdgeschoss Untersuchungsrüume, ein Labor, einen Röntgenraum, eine Bibliothek, im ersten Stock ist die Chefarztwohnung und im zweiten Stock die Küche
  • das Sanatoriumsgebäude, einst für die Kurgäste bestimmt, bewohnen zur Zeit die Altersheimbewohner. In dem Hauptgebäude sind nur kleine Veränderungen eingeführt worden, mehrere Sanitäranlagen (WC-s) und ein Vorraum von der Küchenseite.

Die neuen Ausbauelemente wurden nach strengen architektonischen Regeln in die ganze Bauanlage eingebaut. Das 1990 neu gebaute Waschraumgebäue wurde mit Klinkerverkleidung versehen. Mit der gleichen Sorgfalt wurden in eine schon vorher gebaute Nische die neuen Sanitäranlagen eingebaut. Dabei wurden die alten originellen Fenster in die neuen Fensteröffnungen sorgfältig versetzt.

Die Urform der Parkanlage ist nicht mehr sichtbar. Der Wegeverlauf ist unlesbar. In dem Park gibt es 35 Altbaumgattungen, u. a. die breitblättrige Linde, Purpurahorn, Maronenbaum und Sumpfeiche. Die Pflegearbeiten in der Parkanlage waren sehr begrenzt, abgeholzt wurden nur die abgestorbenen Bäume, das Terrain wurde aber gemäht. Die gesamte Parkanlage hat man jedoch nicht wieder instand gesetzt.

In den Gebäuden wurde kaum Renovierung durchgeführt, die den technischen Zustand ausbessern könnten. An manchen Stellen sind nur kleine Stücke der Kanalisationsanlage neu gelegt worden. Sanitäranlagen, manche Räume, Treppenhaus, Fensterrahmen wurden selten renoviert. An manchen Stellen sind wegen der begrenzten Mittel neue Fensterrahmen aus PCV eingesetzt werden.

Bei der Kontrolle des Objektes sind folgende Mängel festgestellt worden: Mauerfeuchte an den inneren Kellerwänden und an den Außenmauern, ganz besonders an den Regenwasserabflussstellen. Dies verursachte Korrosion der Ziegelsteinoberfläche, Zerstörung des Bindemittels und der Statik der Bauwerkmauer. Mangel an Isolierung lasst das Grundwasser kapillar hochsteigen. Die gelöschten Dachziegelsteine sind austauschbedürftig. Ein Teil der Konstruktionselemente des Dachverbandes muss ausgetauscht werden. Kamine und die unter dekorativen Türmchen versteckten Entlüftungselemente sollen repariert und umgebaut werden.

In einem katastrophalen Zustand sind die aus Kunststein ausgeführten Verzierungselemente an den Fassadenspitzen. Besonders wertvoll an dem Gebäudekomplex ist die künstlerische Interieurgestaltung und Ausstattung der Innenräume. Der Zustand dieser Elemente ist zufriedenstellend. Es sind Fensterrahmen, Türen, Treppenhäuser, Treppengeländer, Fußbodenbeläge, Kamin und Bänke. An den Wänden und Decken und unter den Farbschichten sind Polychromien und Originalschichten zu erwarten. . In den Bauten sind die originellen Fensterrahmen teilweise in Originalfassung erhalten geblieben. Zum Teil sind sie jedoch reparaturbedürftig. Leider aus Sparmaßnahmen sind an manchen Stellen die billigeren Fensterrahmen aus PCV eingesetzt worden. Sie stören leider den schönen historischen Charakter des Baukomplexes.

Zusammenfassend, der technische Zustand des Baukomplexes verlangt Renovierungs- und Pflegearbeiten. Bei dem Bau des Komplexes wurden die besten Baustoffe verwendet, jedoch muss der ganze Baukomplex nach 100 Jahren an vielen Stellen renoviert werden.

Vor den Renovierungs- und Konservierungsarbeiten sollten die Architekten und Denkmalpfleger ihre Meinung über den Zustand der Polychromien und Malschichten in allen Innenräumen äußern, um dem Farbzusammenspiel des ursprünglichen Projektes treu zu bleiben. Der ganze Komplex gehört dem umfangreichen Werk von Henry van de Velde.
Die einzelnen Objekte des Komplexes sollen untersucht werden. Die bestehenden Gefahren und ihre Beseitigungswege sollten durch die Begutachterhinweise angezeigt werden.

Die Parkanlage soll mituntersucht werden. Aufgrund der ikonographischen und kartographischen Terrainuntersuchungen und der Vergleichanalyse wird das Sanierungsprojekt der Parkanlage möglich. Erst anhand der Untersuchungen und Analysen werden die Bau-, Denkmalpflege- und Erwirtschaftungsprojekte des ganzen Komplexes möglich. Sie sollen berücksichtigen:

  • Erhaltung und Wiedergutmachung aller technischen Elemente bei der Beibehaltung der Form und Komposition des Komplexes. Mit Hilfe der Vergleichanalyse der geänderten Elemente des Baukomplexes sollte denen der ursprüngliche Charakter zurückgegeben werden
  • Wiederherstellung der ursprünglichen Parkanlage, Neulegung der historischen Wege und der alten Raumgestaltung mit Berücksichtigung der Kleinarchitektur, der niedrigen und hohen Pflanzen
  • Ausbesserung des technischen Zustandes aller Objekte, Hinweise zur Mauerentfeuchtung, Schutzmaßnahmen gegen Feuchtigkeit, Erhaltung des architektonischen Details, Ausbesserung der Fassade und Wiederherstellung der fehlenden Elemente
  • Dachrenovierung, Pflegearbeiten an der Dachkonstruktion, Neumachung des Daches mit historischen Dachziegelformen
  • Instandhaltung und Restaurierungsarbeiten der originellen Innenausstattung (Fensterrahmen, Treppen, Türen, Wandbelage, Kamin, Fußbodenbeläge, Parkettfußböden, usw.), Wiederherstellung der ursprünglichen Farbzusammenstellung der Räume aufgrund der stratygraphischen Untersuchung des Wandputzes und der Malschichten
  • maximale Berücksichtigung der alten Aufteilung von Nutzflächen

Nach 100 Jahren wurde das Sanatorium in Trzebiechów (Trebschen) momentan wieder Anziehungspunkt für Kunsthistoriker, Architekten und Künstler. Die eingeladenen Gäste konnten das bis vor kurzem vergessene Werk des berühmten Künstlers und eines europaweit unbekannten Architekten in harmonischem Zusammenspiel bewundern.

Barbara Bielinis-Kopeć
Denkmalschutzpflegedienststelle der Lubuskie Wojewodschaft

   
   
 
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